Ein Tipp von Mag. Wilfried Bedek

Ausgangssituation
„Wir tun, wovon wir reden“. Dies ist das übergeordnete Leitmotiv von „Perwang – mein Dahoam“ und kam auch bei diesem Seminarmodell zur Anwendung. Alle 6 Module wurden über einen 12-monatigen Zeitraum als Praxisseminare geplant. So sollten die Teilnehmer/-innen über ein gesamtes Gartenjahr begleitet werden, wenn sie ihren eigenen Garten naturgemäß errichten bzw. pflegen wollen. Im Oktober 2019 sind wir damit gestartet, im März hätte das zweite Modul stattgefunden. Wegen des Corona-Virus mussten wir jedoch alle Veranstaltungen bis auf weiteres absagen.
Ersatzweise werden Sie an dieser Stelle unserer Homepage regelmäßig mit Gartentipps unserer Referenten/-innen versorgt. Wir wissen, dass dies kein vollwertiger Ersatz ist. Umso mehr bemühen wir uns, diese Informationen so zu gestalten, dass Sie leicht verständlich sind. Wo es möglich ist, fügen wir auch passende Fotos hinzu.
Wir freuen uns, wenn Sie uns eine Rückmeldung dazu geben. Gerne können Sie uns auch Fragen stellen, die Sie in Zusammenhang mit dem jeweils beschriebenen Thema haben. Verwenden Sie dazu bitte das Kontaktformular. Oder schreiben Sie an: gemeinsam@perwang-mei-dahoam.at
Astrid Schimmerl und Helga Lindner für die „Perwanger Garten-Vielfalt, Karlo M. Hujber, Agenda 21-Betreuer von Perwang
Danke für die Einladung
Das erste Praxisseminar konnten wir im Garten der Familie Reinhard und Martina Sulzberger durchführen.
Wo bisher ein Rasen war, ermöglichten sie es uns, mit 12 Teilnehmern/-innen in ihrem Garten ein Beet von etwa 8 m2 anzulegen. Weitere Vorgaben gab es nicht.
Wo soll das Gartenbeet platziert werden?
Der Garten eines Familienhauses hat meist mehrere Nutzer. Sie alle sollten in die Gartenplanung von Anfang an miteinbezogen werden.
Von der Küche darf das Gartenbeet nicht zu weit weg sein, schließlich möchte man nicht jedes Mal um das halbe Haus laufen, wenn man Suppen- oder Gewürzkräuter braucht.
Eines der Kinder hatte sich schon lange vor dem Praxisseminar einen Teil des Gartens zum Spielen und zum Graben „angeeignet“. Das wollten wir gerne respektieren. Clemens bedankte sich dafür, indem er beim Praxisseminar tatkräftig mithalf.

Weitere Auswahlkriterien für den geeigneten Standort waren Sonneneinfall und Beschattung, eventueller Windschutz durch Sträucher, im konkreten Fall auch ein niedriger Mauersockel, der sich entlang der Grundgrenze zieht und ggf. noch etwas erhöht werden könnte.
Im Frühjahr und an späten Herbsttagen kann ein solches Mäuerchen Sonnenwärme speichern und diese in den kühlen Nächten wieder abgeben. Außerdem ist es auch ein gewisser Schutz gegen Schnecken.
Maß nehmen

„Der Garten möchte jeden Tag seinen Herrn sehen“, heißt ein Sprichwort. Aus meinen Erfahrungen kann ein Naturgarten auch mehrere Tage sich selbst überlassen bleiben.
Richtig ist aber, dass er ein gewisses Maß an Pflege braucht, wenn man ihn nutzen möchte.
Wie viel Aufwand das bedeutet, kann man im Vorhinein nicht genau abschätzen. Deshalb sollte das erste Gartenbeet nicht zu groß bemessen sein. Erweitern kann man es immer noch.
Den Boden aufbereiten

Am besten steckt man die erwünschte Beetgröße mit einer Schnur ab. Innerhalb dieses Maßes wird die Fläche etwa spatentief umgegraben. Dazu brauchen Sie eine gute Stichschaufel und eigene Muskelkraft.
An den beiden Fotos rechts ist anschaulich abgebildet, wie das Erdreich zuerst ausgestochen und dann – an gleicher Stelle – umgedreht wieder aufgelegt wird.
Für ältere Menschen kann dies – vor allem bei festem Boden ein Stück Schwerarbeit sein. Lassen sie sich deshalb von jemandem helfen, wenn Sie alleine damit nicht zurecht kommen.
Ich habe gehört, dass in Perwang daran gedacht ist, eine „Zeitbank“ aufzubauen. Das finde ich eine gute Idee, denn über eine solche Initiative könnten Helfer/-innen vermittelt und gleichzeitig das Miteinander der Dorfgemeinschaft gefördert werden.
Zurück zu unserem Gartenprojekt: Die Rasenziegel sind gut mit Schaufel, Haue (Harke, Hacke) und Rechen zu zerkleinern und aufzulockern.

Mehr zur Bodenqualität des bearbeiteten Gartenbeetes
Woran konnte ich feststellen, dass es sich um einen guten Boden zur Gartenbewirtschaftung handelt?
- Es war Humus vorhanden, dies konnte ich an der relativ dunklen Bodenfarbe erkennen.
- Weiters fand ich auch Lehmanteile, das heißt, der Boden beinhaltet Sand und Ton. Ton dient zur Nährstoffspeicherung und Sand zur Bodenlockerung und -drainagierung.
- Die Teilnehmer/-innen konnten auch sehen, dass die Erde brüchig war. Er hatte eine gute Krümelstruktur. Krümel sind jene Teilchen, in welche die Erde zerfällt, wenn man sie zerbröselt.
- Die wenigen größere Steine würden beim Säen Probleme machen, aber diese konnten wir oberflächlich mit dem Rechen abziehen und seitlich des Beetes liegenlassen. Hier dürfen sich Gartennützlinge, wie z. B. Schnecken vertilgende Grabkäfer, verkriechen.
Wie intensiv darf ein Boden umgegraben werden?

- Meine Ansicht ist, dass dies sehr vom Boden abhängt. Ist er fest und schwer – man sieht das u. a. daran, dass dort nach dem Regen länger das Wasser steht – dann würde ich dazu raten, ihn kräftig ein bis zwei Spaten tief umzugraben und Flusssand, halb verrottete Komposterde oder Mist unterzumischen.
- Auch auf Böden, die mehrere Jahre als Rasenflächen genutzt wurden, trifft dies meistens zu. Dann braucht der Boden mehr Luft und muss ausreichend aufgelockert werden. Der Herbst ist dafür gut geeignet.
- Bei schweren Böden könnte auch eine baldige Gründüngung (Nachsaat von Raps, Erbsen etc.) helfen, den Boden zu lockern.
- Manche argumentieren damit, dass man mit dem Umgraben die Bodenorganismen zu sehr dem Licht und der Trockenheit aussetzt. Ich finde, das ist nur bedingt richtig, denn die Bodenorganismen vermehren sich nach einem Eingriff wieder sehr schnell.
Wenn der Boden nicht so fest ist, dann kommt man gut voran, wenn man im Herbst das Beet mit ausreichend Mulche bestreut oder – wie bspw. in der Permakultur – einen festen, großen Pappkarton darüber legt, wie man ihn bei verpackten Möbeln und großen Elektrogeräten meistens findet. Im Frühjahr ist er weitgehend verrottet und man kann den Boden mit einer Haue gut auflockern.
Trittwege vorsehen
Zum Bepflanzen, zur Pflege und Ernte muss man alle Stellen des Gartenbeetes gut erreichen können. Deshalb sind ab einer gewissen Beetgröße Trittwege in der Breite von etwa 20 cm vorzusehen. Auf diesen Wegen ist die Erde festzutreten, damit man sie auch bei feuchtem Wetter begehen kann. Manche legen auch Betonsteine o. ä. aus.
Stallmist als Boden-Nahrung
Stallmist ist eine wertvolle Nahrung für den Boden und in der Folge für die Pflanzen. Er zieht auch eine Vielzahl von Kleinlebewesen an, welche dazu beitragen, dass Ihre Erde locker wird. „Aber welcher Mist ist der bessere?“, wurde ich bei der Praxiswerkstatt gefragt. Das kann nicht generell beantwortet werden.
Details dazu finden Sie jedoch bald auf einer eigenen Themenseite dieser Homepage. Erste kurze Hinweise möchte ich jedoch schon jetzt geben:
- Keinen frischen Stallmist in das Erdreich einmengen. Er sollte vorher mindestens einige Monate oder besser 1 bis 3 Jahre lang kompostiert werden. Dann kann er in dieser Zeit gut verrotten, es kann sich keine Fäulnis ausbilden und die Nährstoffe werden schön langsam frei.
- Beim Stallmist ist in der Regel eine Einstreu mit dabei, das kann Stroh sein, Heu, Sägespäne, evtl. auch Laub u. a. Will man einen Naturgarten haben, sollte man bedenken, dass der Stallmist möglicherweise mit einer Einstreu vermengt ist, die von Pestiziden u. a. Schadstoffen belastet ist.
- Ähnlich wie bei der Einstreu wirkt sich auch die Fütterung der Tiere auf die biologische Qualität des Stallmistes und des daraus erzeugten Komposts aus.
- In unseren Regionen wird häufig Kuhmist verwendet, der sich für Gemüsebeete gut eignet. Bei Zucchini und Tomaten (sogenannte Starkzehrer) habe ich gute Erfahrungen mit Hühnermist gemacht. Eine längere Ablagerung und Kompostierung ist jedoch wichtig, weil er Krankheitserreger in sich bergen kann.
- Pferdemist „heizt“ schnell an. Er braucht deshalb eine längere Lagerzeit bzw. Kompostierung, eignet sich aber gut für Hochbeete.
- Es gibt auch fertigen biologischen Dünger zu kaufen. Achten Sie dann bitte auf das biologische Prüfzeichen, denn die Begriffe „naturnah / naturbelassen / natürlich“ o. ä. besagen noch nichts über deren biologische Qualität.
- Wir sprechen viel über Nährstoffe und diese sind wichtig für den Großteil der Gemüsesorten. Würzkräuter bekommen allerdings meist ein intensiveres Aroma, wenn sie auf nährstoffarmen Böden gepflanzt sind. Dies gilt besonders für Lippenblütler wie Rosmarin und Thymian. Deshalb eignet sich für solche Pflanzen gut eine Kräuterspirale mit größeren Anteilen von Quarzsand im Boden. Sollte es genügend Interessenten geben, können wir dazu gerne ein weiteres Praxisseminar anbieten.
Was kann noch im Herbst angesät werden?
Dass die Winter wegen des Klimawandels nicht mehr so kalt sind, das kann man selbst beobachten und wird auch von den Meteorologen belegt. Das wirkt sich auch auf die Gartenarbeit aus. Die Entscheidung darüber, was und bis wann man im Herbst noch anbauen kann, hängt aber nicht zuletzt von der Höhenlage ab, von der Zahl an Nebel- und Sonnentagen und von weiteren Faktoren.
Es gibt mehrere essbare Pflanzen, die sich schon immer bewährt haben, spät einzusäen, um sie in der kalten Jahreszeit oder zeitig im darauf folgenden Frühjahr zu ernten.
Einige Beispiele dazu:
- Manche Salatsorten gedeihen bis in den Winter hinein. Beliebt und über den gesamten Winter zu verwenden ist auch die Kräusel-Petersilie und der Vogerlsalat. Weiters wären Spinat und Mangold zu erwähnen.
- Kohlgemüse verträgt kalte, teils sogar winterliche Temperaturen.
- Rote Rüben oder den Münchner Bierrettich kann man noch spät setzen bzw. aussäen. Bei uns schon fast in Vergessenheit geraten sind die Steckrüben. Dabei lassen sich diese hervorragend für Suppen, Salate und fermentiertes Gemüse verwenden.
- Radieschen haben ein relativ schnelles Wachstum, deshalb gedeihen sie noch zu passender Größe, auch wenn man sie erst Ende September aussät.